Sie halten die erste Ausgabe mei-nes Kunstbriefes in Händen – ein Service, mit dem ich Sie von nun an in lockerer Folge über Neuigkeiten und Aktivitäten der Galerie bild & rahmen sowie allgemein über Themen aus der Welt der Kunst informieren möchte.

Anlass dieses ersten Kunstbriefes ist eine Ausstellung, die ab Mitte Oktober in den Räumen und dem Außenbereich der Galerie sowie an öffentlichen Plätzen im Stadtgebiet Schwalbachs zu sehen sein wird. Unter dem Titel „Wo die Rätsel bleiben … Carin Grudda trifft auf Salvador Dalí“ zeige ich erstmals gemeinsam Skulpturen, Plastiken und Grafiken von Grudda und Dalí.

Zusätzlich stelle ich Werke von Künstlern aus, die wie Grudda ihre Bronzeplastiken in Zusammenarbeit mit der italienischen Kunstgießer Immart anfertigen. Auf diese Weise können Sie in der Ausstellung spannende Parallelen und Unter-schiede zwischen dem Surrealis-mus Dalís und der aktuellen Ge-genwartskunst beobachten.

«Der Surrealismus – das bin ich.»

Der Exzentriker Dalí (1904-1989) hat einmal selbstbewusst und in geradezu absolutistischer Manier von sich behauptet: «Der Surrea-lismus – das bin ich.» Allein schon mit seinem Äußeren sorgte der Künstler immer wieder für Aufsehen. Der penibel aufgedrehte Zwirbelschnauzer und das extravagante Outfit inklusive des dandyhaften Spazierstocks wurden schnell zum unverkennbaren Markenzeichen des Katalanen. Und wer denkt nicht spontan, wenn er den Namen Dalí hört, an jene surrealistischen Kompositionen, in denen auf Insektenbeinen umherstelzende Elefanten, Körper mit geöffneten Schubladen oder über Felsformationen weich dahinrinnende Uhren zu sehen sind, eingestellt in geometrisch konstruierte und seltsam entrückt wirkende Traumlandschaften, die in endlos weiten Horizonten fluchten.

Traum, Vernunft, und Wahnsinn

Unbestritten ist, dass unter den Surrealisten vor allem Dalí gegen Ende der zwanziger Jahre Traumbil-der und geistige Zustände akribisch genau zu fixieren sucht. Gemäß der surrealistischen Maxi-me, Gegensätze wie „Realität“ und „Traum“, „Vernunft“ und „Wahn-sinn“ oder „Wahrnehmung“ und „Vorstellung“ aufzuheben, kultiviert Dalí in seinen Werken die Konfu-sion, das unvermittelte Aufeinan-dertreffen des gemeinhin Unverein-baren. So bilden die Objekte, die er in seinen Bildern arrangiert, einen vollkommen absurden, einen trau-mähnlichen Zusammenhang. Dabei ist charakteristisch für Dalí, dass er seine Visionen und Fantasiewelten mit minutiöser, fast schon pedanti-scher Präzision und Detailgenauig-keit wiedergibt. Trotz oder gerade wegen ihrer wirklichkeitsgetreuen Ausführung verstören die Bilder Dalís den Betrachter und ziehen ihn zugleich unweigerlich in ihren Bann.