Einer der berühmtesten Alchemisten dieses Jahrhunderts, Baron Alexander von
Bernus, nahm folgende Abgrenzung der Spagyrik zu anderen Arzneisystemen vor:
„ Spagyrik entzieht sich einer Einordnung in andere empirische
Behandlungsmethoden. Sie ist keine Phytotherapie, obgleich es sich auch um die
Destillation bekannter Heilpflanzen handelt. Sie ist keine Homöopathie, obgleich
es sich auch um Urtinkturen etwa im Sinne der Homöopathie handelt. Sie zählt
nicht zu den anthroposophisch ausgerichteten Heilmethoden, obgleich es sich
auch um eine Beachtung in der Anthroposophie genutzter Bedingungen handelt,
etwa gewisser astrologischer Grundvoraussetzungen. Sie zählt nicht unmittelbar
zur Alchemie, obgleich es sich auch um äußerste Aufschließung und Vereinigung
handelt, um Trennung und Zusammenfügung, in einem bestimmten Grade sogar
um Verwandlung.“
Man kann also zusammenfassend sagen, in der Spagyrik werden auf
alchemistischer Grundlage Arzneien hergestellt.
Als Ausgangsmaterial für Spagyrika kommen pflanzliche, mineralische und
tierische Stoffe zum Einsatz. Nach überlieferter Tradition sind für einen
vollständigen Prozess Gärung, Destillation und Veraschung unter
Berücksichtigung kosmozyklischer Abläufe, also des Standes von Sonne, Mond
und Planeten, nötig.
Als spagyrische „Essenz“ wird ein Präparat bezeichnet, bei dem Gärung,
Destillation und Veraschung mindestens dreimal hintereinander durchgeführt
wurden und bei dem die so erhaltene Tinktur noch ein Jahr „zirkuliert“, d.h.
einem mehrmaligen Verdunstungs- und Kondensationsprozeß unterworfen wurde.
Wie diese Prozesse durchgeführt werden und welche Stoffe genau verwendet
werden hängt vom Begründer der jeweiligen Spagyrik ab, wobei sehr große
Unterschiede zwischen den einzelnen Herstellern bestehen. Gut ein Dutzend
verschiedener Hersteller bietet heute spagyrische Präparate an. Fünf davon
haben ihre Herstellungsmethoden in das amtliche Homöopathische Arzneibuch
(HAB) aufnehmen lassen; damit gelten sie als standardisierte Verfahren (Heinz,
Krauß, Pekana, Strathmeyer, Dr. Zimpel).
Die Mittel unterscheiden sich nicht nur nach den Ausgangsstoffen und dem

Herstellungsprozess, sondern auch dadurch, ob sie als Einzelmittel oder
Mischungen eingesetzt werden. Zusätzlich werden Standardrezepturen oder
individuelle Mischungen angeboten. Wie die Arzneien eingesetzt werden hängt
dabei vom genutzten System ab.
Auch wenn Kritiker eine Wirksamkeit der Spagyrika anzweifeln, nutzen sie viele
Therapeuten und sind immer wieder fasziniert von der Kraft und den
Möglichkeiten, die diese Mittel bieten. Viele Therapeuten berichten von
erstaunlichen Erfolgen und Patienten von überraschenden Reaktionen auf diese
Mittel. Da diese Mittel aber nach vielen Berichten einen starken Einfluss auf den
Patienten haben, sollten sie nicht ohne vorherige eingehende Beratung
angewendet werden, auch wenn sie in Apotheken frei verkäuflich angeboten
werden. Daher ist es grundsätzlich ratsam, sich an einen erfahrenen Therapeuten
zu wenden um sich mit Spagyrika behandeln zu lassen.

©Anne Biesdorf

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Anne Biesdorf